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Einsatz, Allgemein, Übung

Aus der Not eine Tugend gemacht

Veröffentlicht: 14.10.2016
Autor: Jan Seher-Maaß

Jahreshauptübung für Stuttgarter Wasserretter im beschädigten Rettungszentrum

Am vergangenen Mittwoch trafen sich die Einsatzkräfte der DLRG Stuttgart zu einer ganz besonderen Übung. "Das war mal was ganz anderes" war der Kommentar eines Helfers bei der Übungsnachbesprechung. Das trifft es auf den Kopf.

Was war geschehen?

Ein benachbartes Bundesland wird von einem schweren Erdbeben überrascht. Das Innenministerium entsendet die 45. Medizinische Taskforce zur Hilfe. Am Sammelplatz werden alle Helfer mit Schutzausrüstung gegen Gefahrstoffe ausgestattet. Der Ort an dem die Einsatzkräfte der DLRG eingesetzt werden, ist ein kleiner Betrieb, in dem unter anderem auch schwache Gefahrstoffe verarbeitet werden. Das Gebäude ist teilzerstört, die Infrastruktur ist total ausgefallen. Es gibt weder Strom noch Wasser. Die Aufgabe der DLRG ist es eine unbekannte Anzahl vermisster und vermutlich verletzter Personen zu finden und an der Patientenablage erst zu versorgen.

Schnell erteilt der Zugführer seinen Gruppen Befehle. Suchtrupps dringen in das Gebäude ein. Im Obergeschoss befinden sich Büro- und Sozialräume. Das Vorrücken wird durch herumliegenden Schutt erschwert. Hier und Da ist ein Hilferuf zu hören. Auf dem verschlossenen Dachboden macht sich jemand durch Klopfen bemerkbar. Die ersten Verletzten werden gefunden und an die Patientenablage transportiert. Gleichzeit kämpfen sich im Untergeschoss Einsatzkräfte unter Atemschutzmasken durch Produktions- und Lagerräume. Mehrere Gefahrstoffe sind ausgetreten. Ein ganzer Bereich des Untergeschosses kann nur durch ein Loch in einer Wand betreten werden. Im Minutentakt treffen Meldungen beim Führungstrupp ein. Dort entsteht auf einem Flipchart eine Skizze des Gebäudes. Lage und Verletzungsmuster der Gefundenen werden ebenso eingetragen wie Gefahrstoffe und deren Stoffnummern.

Mittlerweile ist auch der Malteser Hilfsdienst eingetroffen und baut unter Zeitdruck ein Behandlungszelt auf. Die beiden Zugführer besprechen das weitere Vorgehen. Ein Vertreter der Presse ist nun ebenfalls eingetroffen. Er möchte natürlich die besten Bilder schießen und die heißesten Infos.

Das Zelt steht, die Patienenablage wird aufgelöst. Nun werden die Patienten direkt im Zelt behandelt. Im Gebäude werden die Trupps nach und nach abgelöst. Die physische und psychische Belastung ist hoch. Es ist stockdunkel im Gebäude, das Atmen fällt unter der Atemschutzmaske schwer, es geht sehr eng zu. Manche Patienten müssen auf einem Spineboard fixiert, mehrfach gedreht und gewendet werden, damit sie durch die kleinen Öffnungen kommen.

Nach ungefähr neunzig Minuten ist die Übung zu Ende, alle Vermissten wurden gefunden und in das Behandlungszelt transportiert. Die ersten transportfähigen Patienten wurden in Klinken gefahren. Nun wird das Equipment abgebaut und alles wieder einsatzbereit verstaut. Nebenher wird die Übung ausgewertet.

Das Fazit: Es verlief alles zügig und sehr professionell. Die erkannten Schwachstellen in der Kommunikation und Beleuchtungsausstattung können nächstes Jahr umgesetzt werden. Zum Abschluss gab es für alle Teilnehmer noch einen kleinen Imbiss, den sie sich wirklich verdient hatten.

Als Übungsleitung möchte ich den siebzehn Einsatzkräften der DLRG, den zehn Helfern der Unfall- und Notfalldarstellung, dem Feuerwehrmann, der sich um die Einweisung und Sicherheit der Atemschutztrupps und unseren vierzehn Gästen vom Malteser Hilfsdienst meinen Dank aussprechen. Nur durch eure engagierte Mitarbeit ist die gelungene Durchführung einer solchen Übung möglich, Danke!

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